Gestalttherapie ist trotz des Namens nicht mit Gestaltungs- oder Kunsttherapie zu verwechseln. Sie findet in Gesprächsform statt und ist ein ganzheitliches und wissenschaftlich erforschtes Verfahren der Psychotherapie, das in den 50er Jahren von den Psychoanalytikern Fritz und Lore Perls sowie dem Soziologen und Philosophen Paul Goodman entwickelt wurde. Sie wird heute erfolgreich in psychiatrischen Kliniken und psychosozialen Beratungsstellen eingesetzt. Gestalt beinhaltet neben Techniken und Methoden eine radikal humanistische Haltung, die den Menschen als Ganzheit in seinem sozialen, ökologischen und politischen Umfeld begreift.


Bewusstheit erzeugt Veränderung. (Fritz Perls)


Ein Ziel der Therapie ist es, sich seiner eigenen Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und Verhaltensweisen gewahr zu werden. Zu erkennen, wie man sich selbst in seinem Wachstum bremst, ermöglicht auch, alte Mechanismen zu überprüfen und neues Handeln auszuprobieren. Um dem Klienten diesbezüglich ein intensives Lernen zu ermöglichen, wird in der Gestalttherapie erfahrungsorientiert gearbeitet. Dazu können verschiedene kreative Methoden und Techniken genutzt werden.


Eine Therapie, deren Aufmerksamkeit viel eher auf dem Fühlen liegt als auf dem Denken, eher auf dem Tun als auf dem Planen, auf dem Sein als auf dem Haben und auf der Gegenwart statt auf Vergangenheit oder Zukunft. (Jorge Bucay)


Der Gegenwartsmoment spielt in der Gestalttherapie eine zentrale Rolle, da nur er beeinfluss- und gestaltbar ist. Vergangenheit und Zukunft sind in Bezug auf die gegenwärtige Relevanz von Bedeutung. Somit wird die Arbeit mit der eigenen Biographie häufig Teil des Prozesses.

 

Man kann Weinenden nicht die Tränen abwischen, ohne sich die Hände nass zu machen. (Afrikanische Weisheit)


In der Gestalttherapie nimmt der Therapeut aktiv am Prozess teil, indem er sich, ohne einem vorgefertigten Plan zu folgen, auf Ihre Themen einlässt, berührbar bleibt und seine reflektierte Wahrnehmung teilt. Er begreift sich nicht als Experten, sondern viel mehr als Wegbegleiter, der die Klientin dabei unterstützt, ihre Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und im Kontakt zu äußern. Die authentische und erlebnisorientierte Beziehung zwischen Therapeut und Klient ist einer der Mittelpunkte der Gestalttherapie.